Abteilung lässt sich aufgrund der Größe und der fehlenden Refinanzierung nicht mehr betreiben / Gynäkologie bleibt weiter bestehen / Kooperation mit Hospital zum Heiligen Geist
Frankfurt-Sachsenhausen. Zunächst war es nur ein mögliches Szenario – doch nun ist es Gewissheit: Die Geburtshilfestation im DGD Krankenhaus Sachsenhausen wird zum 1. Juli dieses Jahres geschlossen. „Dieser Schritt fällt uns alles andere als leicht“, sagt Dr. Claudia Fremder, die gemeinsam mit Hubertus Jaeger die Geschäftsführung des traditionsreichen Frankfurter Hauses bildet.
Im Zuge der bevorstehenden Krankenhausreform müsse man das Haus vor dem Hintergrund der geforderten Konzentration von Leistungen neu aufstellen und sich daher auf bestimmte Leistungsbereiche fokussieren. „Dazu zählt zum Beispiel die Diabetologie, denn das DGD Krankenhaus Sachsenhausen ist die älteste Diabetes-Fachklinik Europas“, erläutert Dr. Claudia Fremder. Das Adipositas-Referenzzentrum sei das deutschlandweit größte Zentrum für Adipositas- und Diabeteschirurgie und genieße auch im Ausland einen hervorragenden Ruf. „Auch die Allgemeine Innere Medizin und die Allgemeine Chirurgie, die Zentrale Notaufnahme sowie die Gastroenterologie zählen zu den zukunftsfähigen Gebieten. Außerdem bleibt die Gynäkologie an unserem Krankenhaus erhalten“, so die Geschäftsführerin.
Mit den genannten Schwerpunkten „sind wir überzeugt davon, dass wir uns auf einem zukunftsfähigen Weg befinden. Unser Krankenhaus bleibt ein wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung in Frankfurt, im Rhein-Main-Gebiet und auch darüber hinaus“. Doch die Geburtshilfe werde man künftig nicht mehr anbieten können, „wir werden die Abteilung am 1. Juli schließen. Das fällt uns extrem schwer, denn schon seit 1927 gibt es diese Abteilung in unserem Krankenhaus und seither kamen hier mehr als 82.000 Kinder zur Welt“, sagt Dr. Fremder, die weiß: „Das ist ein sehr emotionales Thema. Auch, weil es ab dann keine gebürtigen Sachsenhäuser mehr in Frankfurt geben wird.“
Doch warum dann die Schließung? „Die Zahlen sprechen leider eine deutliche Sprache: In den vergangenen Jahren sind die Geburtenzahlen in unserem DGD Krankenhaus Sachsenhausen – analog zum Bundestrend – kontinuierlich gesunken“, erläutert Geschäftsführer Hubertus Jaeger. Waren es im Jahr 2021 noch 1.015 Geburten, kamen ein Jahr später nur noch 733 Kinder im DGD Krankenhaus Sachsenhausen zur Welt. Und im vergangenen Jahr sank die Zahl der Geburten auf 598. „Die Prognosen für dieses Jahr lassen keine Steigerung erwarten“, so Jaeger.
Er verdeutlicht, dass eine Geburtshilfe „in unserer Größenordnung nicht wirtschaftlich zu betreiben ist. Für die Zukunft sehen wir auch keine realistischen Wachstumschancen, vielmehr müssen wir perspektivisch mit einem weiteren Rückgang der Geburtenzahlen in unserem Einzugsgebiet rechnen“. Früher hätten rund 800 bis 1.000 Geburten genügt, um wirtschaftlich arbeiten zu können. „Heute müssten es zwischen 1.300 und 1.500 Geburten sein – laut der Prognosen ist es unrealistisch, das zu erreichen. Daher müssen wir diesen bitteren Schritt gehen. Auch, weil es keine Aussicht auf eine auskömmliche Finanzierung durch die Kostenträger gibt.“
Und was ist mit dem Personal? „Wir werden allen Mitarbeitenden der Geburtshilfe ein Weiterbeschäftigungsangebot unterbreiten. Denn es handelt sich durchweg um hervorragend ausgebildete Kräfte, die wir auf jeden Fall in unserem DGD Krankenhaus Sachsenhausen halten wollen“, erläutert Hubertus Jaeger.
Auch für werdende Eltern hat er eine wichtige Botschaft: „Wir lassen niemanden alleine: Allen Frauen, die bei uns entbinden wollten oder bereits einen Termin dafür haben, werden wir zur Seite stehen. Denn wir werden mit unserem Nachbar-Krankenhaus, dem Hospital zum Heiligen Geist, kooperieren – dieses liegt nur knapp einen Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Mains und hat eine ähnlich familiäre Atmosphäre, wie unser DGD Krankenhaus Sachsenhausen.“
„Unsere Geburtshilfe wird Frauen, die ab dem 1. Juli nicht mehr in Sachsenhausen entbinden können, gerne betreuen. Alle Paare, die sich für eine Geburt bei uns entscheiden, heißen wir herzlich bei uns willkommen“, sagt Manuel Zelle, Vorsitzender Geschäftsführer vom Hospital zum Heiligen Geist. „Für den Übergang in das Haus gibt es nicht nur Hilfestellung, sondern auch genügend Zeit. Wir haben die Kapazitäten und erfahrende Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen und Pflegefachpersonal, die den werdenden Eltern die Entbindung in ebenso familiärer Atmosphäre bieten können, wie sie es sich im DGD Krankenhaus Sachsenhausen gewünscht hätten.“
„Wie das Krankenhaus Sachsenhausen haben wir eine lang zurückliegende Tradition für Geburtshilfe in Frankfurt. Diese Übergabe der Geburtshilfe an uns erfolgt auch in Abstimmung mit dem Ministerium, da die Geburtshilfe bei uns am Standort auch nach der Gesundheitsreform eine Zukunft haben wird. In unserer aktuellen Kampagne ,Mein Körper – Meine Geburt‘ wird zum Ausdruck gebracht, dass wir auf die Wünsche und individuellen Bedürfnisse jeder Frau in besonderem Maße eingehen. Unsere Geburtsklinik ist der Ort, ,Wo Familie beginnt‘. Jedes geborene Kind führt zu einer neuen Familiengeschichte, die bei uns startet“, fügt Daniel Schnitger, Geschäftsführer vom Hospital zum Heiligen Geist hinzu.
Weitere Informationen erhalten werdende Eltern im Hospital zum Heiligen Geist entweder telefonisch über: 069/ 2196-7224 oder per E-Mail an: elternschule@hohg.de.
Werdende Eltern, die Fragen zur Schließung der Geburtshilfe im DGD Krankenhaus Sachsenhausen haben, erhalten Informationen unter der Nummer 069-6605-1055.