Knapp 2.700 nachgewiesene Behandlungsfehler mit Folgeschäden hat es im vergangenen Jahr gegeben. So weist es die Statistik des Medizinischen Dienstes aus, der dies im Auftrag der Krankenkassen prüft. Bei etwa 17 Millionen Patientinnen und Patienten, die jedes Jahr in deutschen Krankenhäusern behandelt werden, ist das vergleichswiese wenig – auch, wenn Experten davon ausgehen, dass die Dunkelziffer höher liegt.
Um Behandlungsfehler zu vermeiden, spielt die richtige Diagnose eine entscheidende Rolle. Daher hat das „Aktionsbündnis Patientensicherheit“ den heutigen „Welttag der Patientensicherheit“ in diesem Jahr unter das Motto „Sichere Diagnose. Richtige Behandlung.“ gestellt.
Dr. Bijan Dilmaghani, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im DGD Krankenhaus Sachsenhausen, verdeutlicht: „Wir führen unsere Arbeit mit dem Anspruch durch, nach aktuellen wissenschaftlichen Standards zu handeln, um somit ein möglichst hohes Maß an Patientensicherheit gewährleisten zu können.“ Je nach Symptomen gebe es entsprechende Leitlinien, an die sich die Mediziner halten. „Durch leitlinienorientiertes Handeln kann eine hohe Diagnosesicherheit erzielt werden“, sagt Dilmaghani und ergänzt: „Die richtige Diagnose ist der Schlüssel zu einer zielgerichteten Therapie. Dadurch können Risiken für Patienten reduziert werden.“
Die Patienten können aber auch entscheidend mit dazu beitragen, dass die Diagnostik noch genauer abläuft – indem sie „auf Fragen, die ihnen die Ärzte stellen, auch korrekt antworten. Scham ist da ein ganz schlechter Ratgeber“, weiß der Notfallmediziner. Denn die Ärztinnen und Ärzte würden nicht aus Neugierde fragen: „Um zu einer korrekten Arbeitsdiagnose zu gelangen, ist eine genaue Anamnese neben der Einordnung unterschiedlicher Symptome von essenzieller Bedeutung. Die Patienten können durch ihre Mitarbeit einen wesentlichen Beitrag zum Ablauf ihrer Behandlung leisten.“
Eine genaue Anamnese und Befunderhebung ermöglicht darüber hinaus auch die frühzeitige Erkennung von Krankheiten. Bijan Dilmaghani verdeutlicht dies an einem Beispiel: „Zahlreiche Risikofaktoren begünstigen das Auftreten von Diabetes – einer Erkrankung, deren Früherkennung die Entwicklung schwerer Folgeschäden verhindern kann. Oftmals wird Diabetes jedoch leider zu spät erkannt. Endorganschäden, wie beispielsweise eine chronische Nierenerkrankung, können dann bereits entstanden sein. Eine einfache Messung des Langzeitblutzuckerwertes kann im Rahmen einer routinemäßigen Laboruntersuchung die Früherkennung ermöglichen und darüber hinaus als Verlaufsparameter verwendet werden.“
Die richtige Diagnose hilft aber nicht nur dabei, Krankheiten präzise zu behandeln. Das „Aktionsbündnis Patientensicherheit“ verdeutlicht, dass eine zuverlässige Diagnose dazu beiträgt, das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in das Gesundheitssystem und die medizinischen Fachkräfte aufrechtzuerhalten. Außerdem könnten „medizinische Ressourcen wie Zeit, Personal, Ausrüstung und finanzielle Mittel gezielter eingesetzt werden, wenn die Diagnose möglichst sicher und genau gestellt wird.“
Das Fazit des Aktionsbündnisses, dem Dr. Bijan Dilmaghani beipflichtet, lautet: „Insgesamt trägt eine sichere Diagnose wesentlich dazu bei, dass Patientinnen und Patienten die bestmögliche Pflege und Behandlung erhalten, was letztendlich ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden verbessert.“